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Heute vor 250 Jahren wurde Ludwig Tieck geboren. Zum Anlass ein Zitat über den „König der Romantik“ und ein Scherz- (oder Schimpf-?)sonett aus dem Zyklus „Die Kunst der Sonette“.
„Den Dichterischen war er zu kritisch, den Kritischen zu dichterisch, den Protestanten zu katholisch, den Katholiken zu protestantisch, den Aufgeklärten seiner Jugend zu religiös, den Frommen seines Alters zu aufgeklärt, den Liberalen galt er für servil, den Legitimen für einen Oppositionsmann.“
Rudolf Köpke
Ludwig Tieck
(* 31. Mai 1773 in Berlin; † 28. April 1853 ebenda)
[Ein nett honett Sonett so nett zu drechseln] Ein nett honett Sonett so nett zu drechseln Ist nicht so leicht, ihr Kinderchen, das wett' ich, Ihr nennt's Sonett, doch klingt es nicht sonettig, Statt Haber füttert ihr den Gaul mit Hexeln. Dergleichen Dinge muß man nicht verwechseln; Ein Unterschied ist zwischen einen Rettig, Und ritt' ich, rutsch' ich, rumpl' ich, oder rett' ich, Auch Dichten, Dünnen, Singen, Krähen, Krächzeln. Drum liegt im Hafen stille doch ein Weilchen, Und lasset hier das kranke Schiff ausbessern, Es zeigt mehr Leck' als Schiff in seiner Fläche: Noch lecker wird es, ihr bezahlt die Zeche, Doch dünkt uns lecker nicht ein einzig Zeilchen; Nach lauem Wasser kann kein Mund je wässern.
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Ein nett honett Sonett so nett zu drechseln /Ist nicht so leicht, ihr Kinderchen, das wett‘ ich, /Ihr nennt’s Sonett, doch klingt es nicht sonettig, /Statt Haber füttert ihr den Gaul mit Hexeln. //Dergleichen Dinge muß man nicht verwechseln; /Ein Unterschied ist zwischen einen Rettig, /Und ritt‘ ich, rutsch‘ ich, rumpl‘ ich, oder rett‘ ich, /Auch Dichten, Dünnen, Singen, Krähen, Krächzeln. //Drum liegt im Hafen stille doch ein Weilchen, /Und lasset hier das kranke Schiff ausbessern, /Es zeigt mehr Leck‘ als Schiff in seiner Fläche: //Noch lecker wird es, ihr bezahlt die Zeche, /Doch dünkt uns lecker nicht ein einzig Zeilchen; /Nach lauem Wasser kann kein Mund je wässern.
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