Wie Morgenröthe

Johann Wolfgang Goethe

(1749-1832)

Hatem
 
Locken! haltet mich gefangen
In dem Kreise des Gesichts!
Euch geliebten braunen Schlangen
Zu erwiedern hab' ich Nichts.
 
Nur dies Herz es ist von Dauer,
Schwillt in jugendlichstem Flor;
Unter Schnee und Nebelschauer
Rast ein Aetna dir hervor.
 
Du beschämst wie Morgenröthe
Jener Gipfel ernste Wand,
Und noch einmal fühlet Hatem
Frühlingshauch und Sommerbrand.

Schenke her! Noch eine Flasche!
Diesen Becher bring ich Ihr!
Findet sie ein Häufchen Asche,
Sagt sie: der verbrannte mir.

Aus: Johann Wolfgang Goethe: West-östlicher Divan. Neue, völlig revidierte Ausgabe. Hrsg. Hendrik Birus. Teilband 1. Berlin: Deutscher Klassiker Verlag, 2010, S. 87

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..