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Sappho
(Σαπφώ, * zwischen 630 und 612 v. Chr.; † um 570 v. Chr.)
Vor 2600 Jahren erfindet Sappho die Landschaftsdichtung*. Sie lädt die Göttin Aphrodite zu sich ein und skizziert eine von Göttlichem und Menschlichem durchtränkte Landschaft. Mag das Gedicht kultischen Zwecken gedient haben, ein erotisches, ein Landschaftsgedicht ist es auch. – Das Gedicht ist überliefert auf einer Tonscherbe eines Bechers aus dem 3. oder 2. Jh. v.u.Z., vielleicht von einem Schüler eingeritzt. Es waren wohl ursprünglich 5 Strophen.
* Wenn ihr nicht jemand aus Asien oder Afrika zuvorgekommen ist.
2 (Aus dem Himmel herabkommend) hierher zu mir aus Kreta, (komm zu diesem) Tempel dem heiligen, wo ein anmutiger Hain steht von Apfelbäumen, zudem Altäre sind da, die schwelend qualmen vom Weihrauch; drinnen kühles Wasser rauscht zwischen Zweigen der Apfelbäume, und von Rosen ist der ganze Ort beschattet: Beim Säuseln der Blätter ergreift einen der Schlummerzustand der totalen Verzauberung, Drinnen ferner eine Wiese, Pferde weidend, steht in Blüte mit Frühlingsblumen, und Lüftchen wehen honigsüß. ... Hier nun nimm du ... , Kypris, in goldenen Bechern elegant mit Festfreuden vermischten Nektar einschenkend
Aus: Sappho, Lieder. Hrsg., u. übersetzt von Anton Bierl. Stuttgart: Reclam, 2021, S. 8
2 ] here to me from Krete to this holy temple where is your graceful grove of apple trees and altars smoking with frankincense. And in it cold water makes a clear sound through apple branches and with roses the whole place is shadowed and down from radiant-shaking leaves sleep comes dropping. And in it a horse meadow has come into bloom with spring flowers and breezes like honey are blowing [ ] In this place you Kypris taking up in gold cups delicately nectar mingled with festivities: pour.
Aus: Anne Carson (Transl.): If not, winter. Fragments of Sappho. New York: Vintage Books, 2002, S. 7
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