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Veröffentlicht am 20. Mai 2019 von lyrikzeitung
Otokar Fischer
Herbst 1914
Wie Blätter auf verwaisten Boden fallen,
so fallt, ihr Brüder, tot zum Schollengrund;
aus allen Kehlen stumme Schreie hallen,
mit einem Fluch schließt sich so mancher Mund.
Laub sinkt zur Witwenerde müd und müder,
und in die wehe Brust fällt Trän auf Trän
um euch, die in der Ferne ihr, o Brüder,
irgendwo sterben müßt – wofür? für wen?
Durch welke Blätter höhnt ein Windgerassel.
Zu ihm, für den jung euer Leben schloß,
ersticken wir in einem stummen Hasse.
In Liebe doch zu dem, der auf euch schoß.
Übersetzt von Otto E. Babler
Aus: Die Sonnenuhr. Tschechische Lyrik aus 11 Jahrhunderten. Teil 3: 1900-1950. Hrsg. Ludvík Kundera. Leipzig: Reclam, 1987, S. 92
Kategorie: Tschechien, TschechischSchlagworte: Otokar Fischer, Otto E. Babler
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