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Veröffentlicht am 20. Juli 2018 von lyrikzeitung
Christine Busta
(* 23. April 1915 in Wien; † 3. Dezember 1987 ebenda)
Cordelia
Ich weiß nicht, ob es gut war, daß ich schwieg:
wen Ekel stumm macht, wer’s verschmäht hat, sich zu wehren,
ist schuldig, wenn sie Schritt für Schritt das Recht verkehren;
er weckt Gewalt, am Ende brüllt der Krieg.
Ich hätte bleiben müssen: betteln gehn,
um Wahrheit wider Trug Verblendeten zu weisen.
Ich ließ sie rollen in den abgrundsichern Gleisen;
jetzt ist’s zu spät, das Rad zurückzudrehn.
Ich stürze mit: ein Ende ohne Ruhm,
nur hell von Einsicht und nicht ganz bedeckt von Schande.
Mit meinem Untergang bezeuge ich dem Lande
des alten Rechtes neues Heiligtum.
Aus: Deutsche Lyrik. Gedichte seit 1945. Hrsg. Horst Bingel. München: dtv, 1963, S. 66
Kategorie: Österreich, DeutschSchlagworte: Christine Busta, L&Poe-Anthologie
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