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Veröffentlicht am 11. Juni 2017 von lyrikzeitung
Am 11. Juni 1919, heute vor 98 Jahren, ging der Lyriker Rainer Maria Rilke in die Schweiz, „wo er seine Schaffenskrise überwindet“, wie man sagt.
Sonette an Orpheus XIII
Voller Apfel, Birne und Banane,
Stachelbeere … Alles dieses spricht
Tod und Leben in den Mund … Ich ahne …
Lest es einem Kind vom Angesicht,
wenn es sie erschmeckt. Dies kommt von weit.
Wird euch langsam namenlos im Munde?
Wo sonst Worte waren, fließen Funde,
aus dem Fruchtfleisch überrascht befreit.
Wagt zu sagen, was ihr Apfel nennt.
Diese Süße, die sich erst verdichtet,
um, im Schmecken leise aufgerichtet,
klar zu werden, wach und transparent,
doppeldeutig, sonnig, erdig, hiesig –:
O Erfahrung, Fühlung, Freude –, riesig!
Kategorie: Österreich, DeutschSchlagworte: L&Poe-Anthologie, Rainer Maria Rilke
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