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Veröffentlicht am 1. April 2016 von lyrikzeitung
Wundersamerweise war es gerade dieser magisch inspirierte und gerne benebelte Dichter, der bei seinen Reisen in Israel um 1960 das offen diskriminierte Jiddisch – geschmäht als Sprache der historischen Verlierer im aschkenasischen Europa – wieder hoffähig machte.
Nun tafelte der Dichterfürst Manger beim Staatspräsidenten, seine nostalgischen Purimspiele und Liederabende wurden von Golda Meir und der vollständigen Knesset bewundert, er erhielt in Israel Wohnung, Ehrungen, hatte in Kibbuzim und Autorenklubs erneut ein hingerissenes Publikum, obwohl er das Hebräische nie beherrschte. Am Ende wurde der schwerkranke Manger von Freunden in Israel bis zu seinem Tod im Februar 1969 gepflegt.
(…)
Im kaum geordneten Nachlass in Jerusalem, wo man das kostbare Manger-Archiv 2009 achtlos auflöste, fand und übersetzte die Autorin Mangers Zeilen, die nicht nur sein Leben, sondern auch für sein tragisches, verdammtes Säkulum stehen: „Ich komm aus den Öfen von Auschwitz, / Ich bin jung und auch alt, / Ich war Millionen gewesen, / Nun bin ich Ein-Gestalt.“ / Dirk Schümer, Die Welt
Efrat Gal-Ed: „Niemandssprache. Itzik Manger – ein europäischer Dichter.“ Jüdischer Verlag, Berlin. 784 Seiten, 44 €.
Manger in L&Poe
Kategorie: Israel, JiddischSchlagworte: Dirk Schümer, Itzik Manger
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