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Veranstaltung Literaturwerkstatt Berlin: September 2015
Do 24.09.2015 – 19:00 Uhr
GESPRÄCH
Diskussion mit Nora Bossong, Berlin, Hendrik Jackson, Berlin und Sabine Scho, Berlin Moderation: Jens Bisky, Berlin
Alte und neue Gräben tun sich auf, und das Terrain der Poesie will neu vermessen und bewertet werden. Der Anlass: Der Lyriker Jan Wagner hat in diesem Jahr den Preis der Leipziger Buchmesse erhalten, und die Verkaufszahlen seiner »Regentonnenvariationen« (Hanser Berlin 2014) sind auf Bestsellerniveau gestiegen.
In Dichterkreisen wird gestritten, und es kursieren Positionen um die Frage: Wie hat ein Gedicht zu sein? Sie bewegen sich zwischen Verrätselung und Hermetik auf der einen Seite und zugänglichen Formen und Inhalten auf der anderen. Während die einen die vermeintliche Randständigkeit als Lebensprinzip der Poesie hinterfragen, lehnen die anderen eine vermutete Marktkonformität ab.
Wo ist der Ort des Dichters und seiner Kunst? Und worauf zielt sie? Darüber diskutieren die in der Überschrift zitierte Autorin Nora Bossong, die Dichterin Sabine Scho und der Dichter Hendrik Jackson. Durch den Abend führt der Journalist Jens Bisky. / literaturwerkstatt.org
(Wahrscheinlich kenn ich mich in Dichterkreisen zu wenig aus und mit den um die Frage kursierenden Positionen. Oder meine DDR-Lehrer hatten doch recht und ich denke einfach zu kompliziert. Du mußt Stellung beziehen: Wie hat ein Gedicht zu sein?! Du mußt hinter dem Wirrwarr der hundert Meinungen die Linie erkennen, die zwei klar gegeneinanderstehenden Positionen. Verrätselung und Hermetik oder zugängliche Formen und Inhalte, jawoll! Vermeintliche Randständigkeit oder vermutete Marktkonformität, ein Drittes, ich muß es doch mal lernen, ein Drittes kann es nicht geben. Du mußt dich entscheiden, die Dinge beim richtigen Namen uns nennen, sag mir wo du stehst. M.G.)
Diese Lyrikdiskussion bewegt sich auf einem simplen Niveau: Hermetik vs. Zugänglichkeit, Randständigkeit vs. Marktkonformität. Ist das denn alles, worüber es sich in der heutigen deutschsprachigen Lyrik zu diskutieren lohnt? Wenn’s doch so einfach wäre! Dass es auch ein Drittes gibt, hat bereits vor Jahren der schottische Fußballspieler und -trainer Bill Shankly (1913-1981) in seinem Fachbereich erkannt: „Es gibt Leute, die denken, Fußball sei eine Frage von Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann Ihnen versichern, dass es noch sehr viel ernster ist.“ Zurück zur Lyrikdiskussion: Die momentane Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst.
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