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Veröffentlicht am 9. Juni 2015 von lyrikzeitung
Es ist nicht gelungen, Faraj Bayrakdar kaputtzumachen. Vierzehn Jahre wurden ihm genommen; Jahre, in denen seine Tochter ohne ihn aufwuchs. Vierzehn Jahre in syrischen Gefängnissen. (…)
Als Faraj jung war, da war er Mitglied der regierenden Baath-Partei. Rasch wandte er sich ab. Mit 26 gibt er ein Journal heraus für neue syrische Lyrik. Zweimal wird er dafür 1978 verhaftet. Nach zwölf Ausgaben wird die Zeitschrift eingestellt. Offiziell steht er noch immer in der Mitgliederkartei der Assad-Partei. Das versucht der Kommandant, der ihn verhört, zu nutzen – und ihn zu ködern. „Er erzählte mir, ich könne Chefredakteur jedes Blattes werden, einen Posten in der Partei haben oder in irgendeiner Botschaft.“
Faraj kennt nur einen Genossen, der sich kaufen ließ. Er selbst lehnt ab. Sie schlagen ihn. Und foltern. „Sie nennen es den deutschen Stuhl“, sagt er, während er seine Jacke abstreift, die Ärmel seines Pullovers hochschiebt und die Haltung zeigt, in die man die Gefangenen zwingt. Ob es geflohene Nazi-Schergen oder Stasileute waren, die dem Regime die Methode lehrten, ist unklar: Der Gefangene wird auf einen leeren Metallrahmen gesetzt. Bewegliche Teile hängen daran, Rasierklingen an den Beinen. Die kleinste Bewegung, und sie schneiden. Dann wird dein Körper überdehnt. Vielen bricht das die Wirbelsäule: „Einmal zu tief eingeatmet und du bist tot.“ / Jan-Niklas Kniewel, taz
Kategorie: Arabisch, SyrienSchlagworte: Faraj Bayrakdar, Jan-Niklas Kniewel
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