Muss man alles erklären?

Der Lyrikabend in der Offenburger Buchhandlung Akzente im Rahmen der Wortspiel-Reihe ist zur festen Tradition geworden. In diesem Jahr hat der Hausacher Schriftsteller José F. A. Oliver die in Berlin lebende Dichterin Ann Cotton eingeladen. Die gebürtige Amerikanerin, die in Wien aufwuchs, wurde im vergangenen Jahr mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis ausgezeichnet, der an Deutsch schreibende Schriftsteller vergeben wird, für die Deutsch nicht die Muttersprache ist.

Ihre jüngste Publikation mit dem Titel „Der schaudernde Fächer“ (2013) veranlasste Oliver zu Beginn des Gesprächs vor vollem Haus zu einem Exkurs über die Fächersprache, mittels derer Frauen Männern die Bereitschaft zur Kommunikation mitteilten, je nach Grad der Öffnung des Fächers. In diesem Band gehen Prosa und Poesie ein enges Verhältnis ein, was Oliver zu der Frage führte, wann die Autorin Prosa und wann sie ein Gedicht schreibe. Cottons Antwort: Es gebe diese Unterscheidung für sie nicht, da Gedichte auch Alltagssprache annehmen könnten. Die Form zu suchen, sei eine sekundäre Frage. Für ihre erste Publikation „Fremdwörterbuchsonette“ habe sie das Sonett als Methode näher kennenlernen wollen. Später wird sie drei Sonette zu Gehör bringen, in der zu einem Stichwort aus dem Fremdwörterbuch eine Szene aus dem Alltag hinzukommt.

Ob Gedichte zu hermetisch seien, will Oliver wissen. „Muss man alles erklären“, lautet die Gegenfrage. Eine Diskussion wolle sie anzetteln, so die Autorin, in deren Antworten sich Ungreifbares und Prägnantes mischt. / Susanne Ramm-Weber, Badische Zeitung

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