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Veröffentlicht am 20. April 2015 von lyrikzeitung
Zum Beispiel begegnet das lyrische Ich auf einer Hiddenseefähre dem Görlitzer Mystiker Jakob Böhme. Und wie Böhme sucht Sielaff in seinen Texten die Signaturen.
Ein solches Vorgehen erfordert Mut, weil es sich dem Diskurs der Gegenwart entgegenstellt. Denn das Gegenwärtige, das sich selbst überhöht, ist ein Ausschlussphänomen. Trotzig formuliert also der Dichter:
Will nach euch werfen mein kaputt zerbrochnes Glas
Ihr sollt nicht glauben, dass ich hätte nicht gestört.
So endet das Dritte Lied der 13 Lieder des Prinzen.
Diese trotzige Haltung wird im Band nicht überlagernd, aber ist als Grund spürbar. Als wollte das lyrische Ich, nichts aufgeben, keinen Gedanken, kein Gemälde, kein Lied, nur weil wir annehmen, es herrsche die Zeit. Trotz ist auch Trost.
Im ersten Zyklus des Bandes spielt Sielaff mit dem Reim, aber es ist kein Spiel, das allein seiner Rehabilitation dient. Manche Reime ergeben sich in den Rhythmus der Texte, auch nahtlos in die Semantik. Manche aber wirken auch wie Störgeräusche, wie etwas, dass sich gegen die Vereinheitlichung im Gleichklang stemmt. Das wirkt zum Teil irritierend, aber immer auch anregend. / Jan Kuhlbrodt, Signaturen
Volker Sielaff: Glossar des Prinzen. Gedichte. Wiesbaden (luxbooks) 2015. 120 Seiten. 19,80 Euro.
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Jakob Böhme, Jan Kuhlbrodt, Volker Sielaff
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