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Veröffentlicht am 20. Dezember 2014 von lyrikzeitung
Einfach waren ihre Texte ja noch nie. Nach einer sehr kurzen Phase zarter Lyrik schrieb Mayröcker stets, als wolle sie dem Klang, Witz, der Vieldeutigkeit und provokativen Kraft der Worte mit allen Mitteln Raum verschaffen. In ihrem vielleicht bekanntesten Gedicht „Tod durch Musen“ heißt es unter anderem „(poet.) knallen; schnuppe am lampendocht / gebrüll / weintoll / entfesselte dame! / und schon sind wir drin in der suspekten abstraktion.“ Auch ihre vielen, teilweise sehr dicken Prosa-Bücher erzählen keine Geschichten – sollen es auch gar nicht. Für die schlichte Narration hatte sie noch nie etwas übrig. Lieber fügt sie ineinander verschwimmende Fragmente ihres Lebens aneinander, zitiert und assoziiert, spielt mit Buchstaben, Satzzeichen, Klängen, arbeitet an und in der Sprache: eine Dichterin, die „Wortraketen“ abschießt, den „elektrischen Funken“ ihrer Kunst zündet oder sich, durchaus traditionell, den Flügeln der Poesie anvertraut. / Sabine Rohlf, Berliner Zeitung
Kategorie: Österreich, DeutschSchlagworte: Friederike Mayröcker, Sabine Rohlf
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