17. Zuhause

„Zuhause sein ist eigentlich das Schönste“. Das sagt der 51-Jährige mit leicht sächselndem Einschlag. Sein thüringisches Heimatdorf musste dem Bergbau weichen. Die Erinnerung an die verschwundenen Dörfer „aus holz, aus / stroh, aus denen wir kamen, rissig & dünn / mit einem am wind / geschliffenen echo…“ ist in seinen Gedichten aufgehoben. „Pech & Blende“ heißt sein Gedichtband von 2000, ein Geigerzähler tockt als „Stellwerk des Herzens“ in seiner Erzählung „Turksib“, für die er 2007 den Bachmannpreis erhielt. Hier in diesem von einem toten Dichter geborgten Haus in Wilhelmshorst, in der Melancholie der märkischen Ebenen, hat Seiler eine andere Heimat gefunden. „Wenn ich Erde sehe und Bäume, ist eigentlich alles gut.“

„Heimat“, sagt Lutz Seiler, „wird immer wichtiger, vielleicht ist das eine Alterserscheinung. Früher dachte ich, das ist vielleicht etwas Sentimentales, etwas Gemachtes.“ Der Schriftsteller bezeichnet sich auch gerne mal als Hausmeister. Eher ist er der Heizer, der die Seele des Hauses gegen die Fröste des Vergessens warm hält, oder wie jetzt die Fenster und Türen zum Garten hin aufreißt, damit Luft in das Dichtermuseum herein kann. / Sabine Vogel, FR

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