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Veröffentlicht am 11. April 2014 von lyrikzeitung
In einem BBC-Interview aus dem Jahr 1962 erklärte Sylvia Plath: «Meine Gedichte kommen direkt aus meinen sinnlichen und emotionalen Erfahrungen, doch ich muss zugeben, dass ich kein Verständnis für Herzensschreie habe, die von nichts anderem als der Nadel oder dem Messer geprägt sind. Ich glaube, dass man in der Lage sein sollte, Erfahrungen zu kontrollieren und zu beeinflussen, selbst die schrecklichsten wie den Wahnsinn, die Qual (. . .).» Die Lyrikerin benennt in diesem Interview auch den Unterschied zwischen den frühen und den späteren, seinerzeit unpublizierten Gedichten: Die ersten könnten nicht laut gelesen werden, weshalb ihnen eine gewisse Luzidität fehle. Tatsächlich ist «Der Koloss» formstreng und kompakt, seine Gedichte zeugen von Bildung und sprachschöpferischer Kraft. «Übers Wasser» dagegen ist freier, selbstbewusster, hier wird das Bekenntnis gewagt, jedoch künstlerisch immer sehr kontrolliert und darum weniger unmittelbar als beispielsweise bei Plaths Zeitgenossin Anne Sexton. / Jürgen Brôcan, NZZ11.4.
Sylvia Plath: Übers Wasser. Übertragen von Judith Zander. Luxbooks, Wiesbaden 2013. 138 S., Fr. 32.90. Sylvia Plath: Der Koloss. Übertragen von Judith Zander. Suhrkamp-Verlag, Berlin 2013. 168 S., Fr. 34.90.
Kategorie: Englisch, Großbritannien
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