26. Lisa Elsässer

Hier glücken der Lyrikerin zauberhafte Bilder: «in dieser nacht // schliefen die sterne auf dem schnee».

Die lyrischen Äusserungen jedoch brechen das syntaktische Gefüge auf, so dass die Wörter manchmal wie Findlinge dastehen: einsam, unübersehbar. Es ist ein Stammeln, das mit solchen Satzfragmenten hörbar wird. Das Auge wiederum nimmt die verschiedenen Textbilder der Gedichte wahr, die sich bald in Kolonnen ordnen, bald Lücken zulassen. Diese Formenvielfalt wird nicht mehr – wie oft in den früheren Gedichten – von einem manierierten Gestus begleitet, sondern vertraut entspannteren Formen. Da erstaunt es auch nicht, dass Lisa Elsässer in aller Selbstverständlichkeit Dialektausdrücke (Hoger, Schinte, knorzen) einfügt, die diese oft federleichten Gebilde erden.

Von «einem wütenden hunger nach leben» spricht das lyrische Ich, und jedes Gedicht versucht, diese Sehnsucht mit den Mitteln der Sprache einzufangen. Gleichzeitig wächst die kühne Hoffnung, das Buch nur noch mit einem einzigen Gedicht ausstatten zu können. Noch radikaler gebärdet sich «das gedicht / ohne worte», denn hier wagt sich Lisa Elsässer bis zur letzten Pforte vor. / Beatrice Eichmann-Leutenegger, NZZ

Lisa Elsässer: Feuer ist eine seltsame Sache. Erzählungen. Rotpunktverlag, Zürich 2013. 176 S., Fr. 32.–. Lisa Elsässer: Da war doch was. Gedichte. Wolfbach-Verlag, Zürich 2013. 88 S., Fr. 29.–.

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