Mag die Tradition in Allemanns Transformationen noch so verfremdet, entstellt gar sein: Ohne sie wären sie undenkbar. Die Entfernung von ihr ist immer auch eine Form der Annäherung. Und umgekehrt: Die Näherung geht für Allemann nur über die Entfernung. Das gilt für seinen Umgang mit der Sprache überhaupt. Sie verzichtet, weil sie Kommunikation bleiben will, weder auf Sinn noch auf Strukturen und Regeln. Im Text «kolkwuss», den Allemann als «prosadicht» bezeichnet, kommt dies auf eine geradezu schmerzhafte Weise zum Ausdruck: «‹löffel› buchstabieren so: ‹l› und noch was und noch was und – o von ‹mirmirmir mirmirmirmir› aus. Ich mich nümen nutzen. Numen für schauen da.»
Wir verstehen kaum noch, was da einer sagt, aber wir verstehen doch, dass gerade das es ist, was es zu verstehen gilt. In der Sprachverkrüppelung «äussert» sich die körperlich-seelische Verkrüppelung des Sprechers. Und dies in keiner anderen Sprache als in der, die wir kennen. Eine andere hat er nicht. / Samuel Moser, NZZ
Urs Allemann: In Sepps Welt. Gedichte und ähnliche Dinge. Klever-Verlag, Essen 2013. 145 S., Fr. 27.90.


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