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Urs Engeler rezitiert im Radio Boris Vian, sagt Dinge über seinen „Mäzen“, die man so noch nicht hörte und spricht über roughbooks:
Bürger: Roughbooks heißt Ihr neues Projekt, ein Internetportal, über das Sie im Direktvertrieb Lyrikbänder vertreiben. Welche Übersetzung schlagen Sie vor für rough?
Engeler: Ich glaube, ich schlage gar keine vor. Mir reicht der Klang, man muss nicht immer alles verstehen. Rough, das klingt schon rough.
Bürger: Das kann elend sein, rau, hart, grob, schroff, stürmisch.
Engeler: Ja, damit hat es auch tatsächlich was zu tun. Im Konzept war mir wichtig, dass ich die Sachen nicht hundertmal hin und her drehe und noch mal überlege und nachfeile. Wir machen die Sachen relativ schnell, wir wollen reagieren können, wenn etwas drängt.
Die Enden vorne und hinten, im Radio werden die ja immer sauber geschnitten, bei uns werden sie unsauber geschnitten. So könnte man vielleicht rough übersetzen.
Bürger: Wie hat sich Roughbooks in den drei Jahren entwickelt?
Engeler: Ich finde es sehr überraschend. Ich hätte vor drei Jahren nicht gedacht, dass ich 20 Titel – die haben wir, glaube ich, oder es sind schon mehr als 20 Titel, 22 – in drei Jahren veröffentliche. Die Abonnenten sind auch erstaunlich treu, darüber funktioniert die Reihe ja wesentlich ökonomisch, dass es Leute gibt, die die ganze Reihe abonnieren, die das Neue zugeschickt bekommen.
Es sind sehr viele, sehr verschiedenartige Dinge gesehen. Wir haben Erstveröffentlichung von jungen Autoren, wir haben Übersetzungen gemacht, also da erscheinen sehr, sehr unterschiedliche, sehr bunte Dinge, und sie erscheinen ohne jeden Druck auch, das ist für mich sehr wichtig gewesen. Ich mache das, wenn etwas da ist, und wenn nichts da ist, machen wir nichts. Das geht, glaube ich, für viele Leute sehr gut auf.
Über gute Gedichte
Bürger: Welche Kriterien legen Sie an an ein gutes Gedicht?
Engeler: Das mit dem Gut – das passiert mir wahrscheinlich selber, dass ich von gut rede, aber es passt mir nicht wirklich. Wer ist so souverän, wirklich zu urteilen, was die Dinge taugen. Ich rede lieber von interessant, und für mich ist ein Text interessant, wenn er mich beschäftigen kann.
Interessante Gedichte, die haben bei jedem Lesen neue Erlebnisse auf Lager für uns. Es gibt ganz viele Dinge zu beobachten, das heißt, man muss schon sehr geduldig sein, um hinter diese Qualitäten zu kommen, aber quasi je nachhaltiger ich beschäftigt werde durch einen Text, desto interessanter scheint er mir, und unterm Strich würde ich dann auch sagen, desto mehr Qualitäten scheint er mir zu haben, sprich, desto besser ist er.
Und das ein oder andre Interessante noch. Wie gut daß das Radio bremst 😉 :
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.**)
**) Sollten Sie in meiner Formulierung Spuren von Ironie finden, wiewohl mir solches Verfahren wie hinlänglich bekannt zutiefst fremd ist, so richtet sie sich gegen Institutionen die sich aus welchen rechtlichen Gründen immer von Äußerungen ihrer Interviewpartner meinen abgrenzen zu müssen als wär der Zuhörer sonst zu blöd um selber zu merken daß da wo B davorsteht B spricht und nicht der Pressesprecher des Senders. Na wenns der Wahrheitsfindung dient… M.G.
Die letzten roughbooks-Titel:
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