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Veröffentlicht am 10. April 2013 von lyrikzeitung
Erst aus Übereinstimmungen und Differenzen des Miteinanderschreibens sei eine Art Poetik als «emerging quality» des Grand-Piano-Experimentes entstanden, so erinnert sich Tom Mandel. Ähnliches schwebt einem selbstbewussten jungen Berliner Kollektiv vor, der Lyrikergruppe G13. Im Herbst 2012 ist nach vierjährigem Bestehen der sich gegenseitig mentorierenden Gruppe die erste gemeinsame Anthologie entstanden («40% Paradies», luxbooks). Bei allen unterschiedlichen Begabungen der jeweils einzeln ihre Texte unterzeichnenden Autoren schreibt darin doch auch ein rhythmus- und formverliebter Kollektivautor mit. Vielleicht wird man sogar anders lesen müssen, um die postbabylonischen Texturen dieses sprachlichen Miteinanders zu erfassen.
Aber auch wenn die italienischen Wu Mings für sich beanspruchen, gleich ein neues literarisches Genre, das New Italian Epic, geprägt zu haben, ist gemeinschaftliches Schreiben, das über reines Collagieren hinausgehen will, sicher kein Garant für schnellen Erfolg. Bei allem technischen Rückenwind bleibt es eine grosse Herausforderung, den Reibungsverlust des Miteinanders zum Synergieeffekt umzupolen. Im Tanz wurde allerdings ein ähnliches Verfahren unter dem Namen Kontaktimprovisation einst im Nu zur weitverbreiteten Methode. Vielleicht also dauert es gar nicht mehr lang bis zu Berkéwicz-Krüger, Kehlmann-Kermani, Hoppe-Setz. / Astrid Kaminski, NZZ 10.4.
Kategorie: Deutsch, Deutschland, Englisch, USASchlagworte: Astrid Kaminski, Lyrikgruppe G13, Tom Mandel
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