22. Mauersegler

Mauersegler verbringen den größten Teil des Lebens in der Luft (hat man je von einem gehört, der nicht schwindelfrei war?). Diesen Himmel, dieses Zeltdach, „ihre Arena“ erobern sie sich hierzulande Anfang Mai. Sielaff, der bereits auf ihre Rückkehr wartet, teilte Chrysostomos e-postalisch mit: „Meistens sind sie pünktlich zum ersten Mai am Himmel zu sehen, frühesten am letzten oder vorletzten Apriltag.“ Himmelschreiend verkünden die Mauerseglerkamikazen, „wenn kreischende Trupps in wilder Jagd um Hausgiebel rasen“ (Peterson / Mountfort / Hollom, Die Vögel Europas, zehnte Auflage, 1973: 199), den Abend, „wenn Fiepen / Einzelner in Gekreisch der Vielen übergeht“ (Sielaff, Selbstporträt, 2012: 89). Zur Brutzeit, heißt es bei Peterson et al., seien sie „sehr laut“, diese Kamikazenmauersegler. Denn da schickten sie, so etwa im dreifachen Forte, ihr schrilles, langgezogenes, durchdringendes „srih“ in den Himmel. In Mauerspalten nisten sie, in Mauerfalten sterben sie (bei Sielaff). (…)

Diese Welt, diese von Volker Sielaff so poetisch wie meisterhaft wie meisterhaft ornithologisch (hierzu auch: „Kranich“, unmittelbar vor den Sichelmondschwingenkamikazennichtschwalbenmauerseglern zu lesen) sie hat, ganz ohne Zweifel, Gewicht.

NB: Nun ist es ja zu der im Titel angekündigten Lobrede, auf Ashbery übersetzt bei Hanser und, soeben, bei Luxbooks, gar nicht gekommen. Das holen wir nach! Wo wird denn sonst gute Lyrik publiziert. / Chrysostomos, Bamberger Onlinezeitung

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