129. Gefährlich

„Es wird das soziale Klima fördern, wenn Blasphemie wieder gefährlich wird“, stellte er [Mosebach] fest – und bekam wütende Reaktionen.

Allerdings erging es dem examinierten Volljuristen wie gelegentlich kirchenkritischen Satirikern, man verstand ihn nicht. Er forderte nicht den Staat auf, Gotteslästerung unbedingt härter zu strafen, sondern mahnte vor allem die Künstler zu einer Kunst, die eine solche Strafbarkeit respektieren würde. Nicht alles aussprechen zu dürfen, könne auf die Fantasie überaus anregend wirken, schrieb er, Zensur verfeinere den Stil und inspiriere „zu den kühnsten Lösungen“.

Trotzdem muss er nun dulden, dass die „Titanic“ in ihrer neuen Ausgabe – neben einem erneuten Papst-Titelbild – auch ihn aufs Korn nimmt. Sie druckt eine Porträtkarte Mosebachs zum Ausschneiden mit dessen Unterschrift und dem Text: „Liebe Muslime. Allah ist ein ziemlicher Eumel. Herzlichst, Ihr Martin Mosebach“. Kunst soll wieder gefährlich werden, meint „Titanic“. Sie wolle helfen, Mosebach zu „inspirieren“. / Tagesspiegel

2 Comments on “129. Gefährlich

  1. In konkret 08/2012 ist dazu zu lesen: »Aufmerksame Leser wird diese Billigung der islamistischen Morddrohungen gegen Salman Rushdie und andere Ungläubige, nicht überraschen. Vor fünf Jahren schon hatte Gremliza in seiner Kolumne (7/07) vor Mosebach gewarnt:

    Nur wer den Abdruck seines Romans in der »Frankfurter Allgemeinen« als Wink mit dem Zaunpfahl zu deuten verstand, wußte, was die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung dazu vermocht hat, den durch nichts als Mangel an Talent und Übermaß von Ressentiments auffälligen Martin Mosebach als »Zeitkritiker von unbestechlicher Selbständigkeit« auszurufen.

    Mosebach freilich wußte, wofür er als (Büchner-)Preisträger des Jahres 2007 ausgewählt war, ging hin und lieferte wie bestellt. Vom französischen Revolutionär Saint-Just schlug er »den Bogen zu Himmlers Rede aus dem Jahr 1943« an seine von der Judenvernichtung heimgekehrten SS-Männer (»Dies durchgehalten zu haben und dabei anständig geblieben zu sein …«) und weckte nicht nur bei der »FAZ« freudige Spannung, »welche Nachbeben die Zusammenstellung der beiden Terror-Sätze, des Pariser und des Posener, in den kommenden Wochen, vielleicht Jahren, auslösen wird«.

    Denn das ist es doch, was der Bourgeoisie gerade noch gefehlt hat: War bisher nur die Rote Revolution die Schwester der Braunen Contra, führt nun jeder Aufstand nach Auschwitz, ist Rebellion nie und nimmer gerechtfertigt, Mitläuferei sittliches Gebot.«

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