71. No to contemporary Lyrik

7 Comments on “71. No to contemporary Lyrik

  1. Er preift seinen Rüden
    und tanzt einen Tango
    Lambada und Foxtrott
    denkt er ganz schummrig
    ist für den Pöbel gemacht

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    • Auch bierernst hast Du m.E. nicht recht aber erklär mal einen Witz … : Weil der Witz auf Kosten unserer Ignoranz geht, eignet sich das von Dir eingeführte Beispiel nicht. (Und fragt man sich nicht gleich, zumindest, wenn mans grade nicht weiß: Was wollten die Leute auf dem Bild denn eigentlich genau?). Zu Nazigrauen kann man inadäquat Stellung beziehen, ignoriert wird es im Kreis der Hochkultur, der die zeitgenössische Kunst angehört, sicher nicht. Natürlich deswegen das ferne Beispiel. Und noch eine zweite Sache. Der Witz hängt am Umdeuten und damit Scheitern einer getroffenen Entscheidung. Deswegen ist Dein Lambadabeispiel ebenfalls eine falsche Parodie auf diese Kunst. (Fällt manchmal nicht so auf, wenn man grade mal wieder mit dem Grauen argumentiert, d.h. an die Reflexe appeliert.) Wenn man im Sinne des Beispiels fortsetzen wollte, dann wäre vielleicht hier das Tor mit den bekannten Gleisen zu setzen, aber mit dem Schriftzug „No contemporary art“. Das wäre dann gar nicht banal. (Bürge allerdings immer noch das Erpressungspotential, das jemand einsetzt, mich in einem normierten Diskurs mit einer Haltung, auf die ich verpflichtet bin, für oder gegen etwas anderes in Stellung zu zwingen.)

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    • Lieber Michael!

      Ein Witz wird im übrigen einer Humorkritik unterzogen werden dürfen; der durchaus ein Witzverriss sein kann. Tertium comparationis der beiden Bedeutungsfelder und Vergleichsgrund ist die Erfahrung diktatorischer Verhältnisse und menschenverachtender Gesinnungen, deren ein Kulturkreis immer nur einen anderen und meist weitentlegenen im Verdacht hat. Dasjenige, was seit Nietzsche und Le Bon mit Aplomb kulturpessimistisch „Vermassung“ genannt wird (und intellektuelle Pauperisierung konnotiert), als autochton fernöstlich zu kennzeichnen, das hat seine Wurzeln bei Kant. Davon, von diesem Pöbel, abgehoben wird die erlesene Kaste der Wissenden und Kultivierten; einem Menschen von Bildung könne sowas nicht passieren. 1945 war es mit diesem frommen Glauben an den Wert von Kultur vorbei. In der Todesfuge von Paul Celan ist dieses Nicht-Fassen-Können (auch!) aufgehoben. Das Gedicht ist für Probebohrungen denkbar ungeeignet; die Welt ist eben nicht nur als ästhetisches Phänomen gerechtfertigt, sondern auch als politisches Verhältnis zu ihr.

      Mit Blick auf die Collage: Ja, der Gebildete wird ein mokantes Schmunzeln auflegen: So, genau so ist es ja bereits um die zeitgenössische Lyrik bestellt, denkt er sich in resignativem Wohlsein: „Zeitgenössische Lyrik ist schon gestoppt, haha, sie ist noch nie in Fahrt geraten, also im Halten gestoppt; man bin ich gewitzt!“ Nach kulturpessimistischem Dafürhalten: Die Leute sind zu blöd dafür, für zeitgenössische Lyrik. Es handelt sich beim gewählten Beispiel um die härteste Form der Ironie: diejenige, die es bitter ernst meint, um romantische Ironie, die bis zur Selbstzerfleischung geht und alles aufgibt, auch Trauer und Bestürzung, ob grassierender Indolenz im ideologischen Kindergarten des Anything goes. Dagegen wollte ich etwas sagen. Von daher erscheint mir mein Vergleich passend gewählt.

      Ich wollte Dich nicht verletzen oder beschimpfen, noch in eine Ecke drängen.

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      • lieber konstantin,
        ich muß ja nicht zur berichtigung der urteile des publikums beitragen. von mir aus soll jeder seinen eigenen fasson- oder rundschnitt tragen (letzterer ist meiner, und wer das nicht leiden kann, muß es halt auch leiden).
        unsere 2×2 beiträge machen hinlänglich klar, daß wir unterschiedliche vorstellungen von witz haben wie ebenso von „kritik“, und eine unterschiedliche haltung zur „interpretation“. ich hab ein großes mißtrauen dagegen, und dein kommentar gibt mir wieder ein gutes beispiel. (der urheber der collage, man kann es überprüfen, ist weder zyniker noch kulturpessimist noch irgend eines der dinge, die du ihm und denen, die darüber lachen, so andichtest, und zweifellos ein befürworter der „zeitgenössischen kunst“ – die er hier beiläufig nicht gegen asiatische klosterschüler, sondern auf einmal gegen dich verteidigen muß).
        beruhigen kann ich dich, was das „verletzen“ und „in die ecke stellen“ betrifft. auch hier steht dir ja interpretation im weg. meine worte waren referentiell und nicht symbolisch – aber die menschen lieben die interpretation, weil sie sie in ihren meinungen bestärkt. laß es uns dabei bewenden.
        einer meiner lieblingsaphorismen: „sei nicht mißtrauisch, suche nicht überall nach einem sinn“

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  2. Warum aber so exotisch, als gäbe es flächendeckende Ignoranz hierzulande nicht. Und natürlich ist nicht Lamabada, sondern Lambada gemeint. Und welcher Vollpfosten sollte wirklich so geschichtsvergessen und krankhaft streitsüchtig sein, die Todesfuge von Paul Celan auf den Rhythmus des Hits Lambada zu singen. Welches widerliche Dreckschwein würde sowas tun? Zum Glück ist das (noch!?) undenkbar.

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  3. Danke für die Versinnbildlichung der Welt der Trivialos. In etwa so niveauvoll wie die Unterlegung der Toderfuge, mit, sagen wir, Lamabada. Irgend ein dekadentes oder krankes Hirn wird sich aber auch das noch einfallen lassen.

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