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Majakowski ist zuerst ein Gesicht, eine Gestalt ohne Maß. Man betrachte die Bilder Rodtschenkos oder Schklowskis: Koloß der Jugendlichkeit, harter Schädel und weiche Lippen, ein düsterer Blick über den Horizont hinaus, eine überspitzte Eleganz. Dandypoet, Futurist und Kommunist. … Wladimir Majakowski hat den Tod gewählt, vielleicht aus Liebeskummer. Er war knapp 37. 15 Jahre früher hatte er geschrieben: „Immer öfter denke ich: / Wär’s nicht gescheiter / auf die Stirn einen Schlußpunkt mit Blei zu setzen“*. Das war nicht nach Stalins Geschmack. Der Sowjetherrschaft gefiel es, ihre besten Dichter zu verfolgen oder zu vernichten: Jessenin, Blok, Achmatowa, Zwetajewa… Trotzdem wurde er bis zur Auflösung der Sowjetunion der offizielle Dichter des kommunistischen Reichs. Das war sein zweiter Tod. / Thierry Clermont, Le Figaro 28.10.
La Vie en jeu, une biographie de Vladimir Maïakovski de Bengt Jangfeldt, traduit du suédois par Rémi Cassaigne, Albin Michel, 590 p., 25 €.
| Euer Traum
im Hirn ist verweichlicht bereits, In meiner Seele fand sich von grauen Haaren kein Schimmer, |
Вашу мысль
мечтающую на размягченном мозгу, У меня в душе ни одного седого волоса, |
(aus dem Prolog von Wölkchen** in Hosen, Übersetzung von Alexander Nitzberg) (zitiert bei Wikipedia)
*) aus dem Prolog des Poems „Die Wirbelsäulenflöte“, in: Wladimir Majakowski: Wolke in Hosen. Deutsch von A. E. Thoß. Berlin: Volk und Welt 1949, S. 11
**) Freilich Облако heißt Wolke: warum Wölkchen wie in der Fernsehwerbung?
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