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Der tschechische Lyriker und Übersetzer Ludvík Kundera (ein Cousin des Romanciers Milan Kundera) starb am 17.8. im Alter von 90 Jahren in seiner Heimatstadt Kunštát (Mähren). Kundera war ein bedeutender Vermittler zwischen der deutschen und tschechischen Literatur. Er übersetzte u.a. Trakl, Rilke, Brecht, Benn, Peter Weiss, Peter Huchel, Reiner Kunze, Franz Fühmann, Günter Kunert, Heinz Czechowski, Hanns Cibulka und Erich Arendt ins Tschechische und edierte und übersetzte tschechische Dichter für uns. 1966 gab er gemeinsam mit Franz Fühmann die Anthologie „Die Glasträne. Tschechische Gedichte des 20. Jahrhunderts“ heraus (Berlin: Volk und Welt). Nach 1970 stand er in seinem Land unter Publikationsverbot. Bei Reclam Leipzig erschien 1987 die zweibändige Anthologie „Die Sonnenuhr. Tschechische Lyrik aus 11 Jahrhunderten“ . In der „Tschechischen Bibliothek“ der DVA gab er zusammen mit Eduard Schreiber zwei Bände heraus: Adieu Musen. Anthologie des Poetismus“ (2004) und „Süß ist es zu leben. Tschechische Dichtung von den Anfängen bis 1920“ (2006). Seine eigenen Gedichte erschienen in Anthologien (u.a. „Der Herrgott schuldet mir ein Mädchen“ (Piper 1994) und in Einzelbänden („Erinnerungen an Städte/Stätten, wo ich niemals war“ 2004; „El do Ra Da (da) : Gedichte, Erzählungen, Erinnerungen, Bilder„, 2006/2007; Poesiealbum 281, 2008).
Nachrufe: Tagesspiegel / Radio Prag (dt.) / Prager Zeitung
Eins seiner Gedichte:
Woronesh
Gleich im geschwätzigen Bahnhofsgewimmel:
ein Mann im Totenhemd!
Herr Ossip, erlauben Sie, daß ich
den Staub von Euren Schuhen wisch.
Er erlaubte nicht.
In: Erinnerungen an Städte/Stätten, wo ich niemals war. Edition Thanhäuser, S. 40. (Deutsch von Eduard Schreiber)
In L&Poe:
(alle im Archiv vorhanden)
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