6. Lyriker der Stille

„Walter Helmut Fritz gilt als Lyriker der Stille“, schreibt Thorsten Schulte bei literaturkritik.de. Womit wir wieder bei Eva Strittmatter wären. „Ich mach ein Lied aus Stille“ hieß ihr erster Gedichtband von 1973. Im Jahr darauf erschien ein Gedichtband von Adolf Endler, „der erste gute“ wohl, Titel „Das Sandkorn“, sein Durchbruch zu „Phantastischen Erzählungen in Versen“, die ersten noch vergleichsweise milden Beispiele jener – das Wort ist schon da – „aggressiven Fratzenhaftigkeit“, die sein Markenzeichen werden sollte. Er polemisiert gegen eine Lyrik, „die man für geschmackvolle Reiseprospekte verwenden könnte“ und entschuldigt seinen Pendelausschlag: „Mag sein, daß ich im Haß auf diese heftig popularisierte, sehr bequeme Lyrik oft übers Maß hinaus schrill und höhnisch werde. Aber um mit Hölderlin zu sprechen: «An einem schönen Tage läßt sich ja fast jede Sangart hören…», warum nicht die der Krähe?“

Dieser auf Sommer 73 datierte Text Endlers, der den „Waschzettel“ ziert, endet mit dem Satz: „Diese Lieder sind nicht aus Stille gemacht.“

Und Walter Helmut Fritz? Nun, Stille ist nicht gleich Stille. Nichts von dem, was ich bei Eva Strittmatter sehe, ist bei ihm zu finden, nirgends.

One Comment on “6. Lyriker der Stille

  1. … und um mit Shakespeare zu sprechen:

    The crow doth sing as sweetly as the lark / When neither is attended

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