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Veröffentlicht am 3. April 2010 von lyrikzeitung
Gadamer hatte keineswegs den Anspruch, als Literaturwissenschaftler an die Texte der Schriftsteller heranzugehen. So verfolgte er in dem Buch „Wer bin ich und wer bist Du?“ das Projekt, „ohne jede Information besonderer Art einen Zyklus Celanscher Gedichte auszulegen“. Gadamer wandte sich gegen den Anspruch von Literaturwissenschaftlern wie Peter Szondi, die davon ausgingen, dass die Celan-Gedichte nur auf der Grundlage spezieller biografischer oder historischer Kenntnisse zu interpretieren seien.
Die Ablehnung einer übertriebenen philologischen Interpretation äußerte Gadamer auch gegenüber dem Philosophen Dieter Henrich, der das Gedicht „Andenken“ von Friedrich Hölderlin durch genau topografische Angaben über die Gegend von Bordeaux, die im Gedicht erwähnt wird, erläutert. Er stelle sich die Frage, so schrieb Gadamer, „ob eine noch so zutreffende Rekonstruktion des damaligen Bordeaux für das Verständnis des Gedichts hilfreich sein kann? / Nikolaus Halmer, Ö1 Wissenschaft (mit angeregter Leserdiskussion)
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Bordeaux, Dieter Henrich, Friedrich Hölderlin, Hans-Georg Gadamer, Hermeneutik, Nikolaus Halmer, Paul Celan, Peter Szondi, Verstehen
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