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Veröffentlicht am 17. Januar 2010 von lyrikzeitung
Über den Band „Warngedichte“ (1964) des Lyrikers Erich Fried schrieb der Kritiker Jürgen P. Wallmann: „Es ist nicht jedermanns Sache, einhundertzwölfmal hintereinander gewarnt zu werden. Einige Gedichte basieren nur auf einem ein wenig überstrapazierten Einfall, vieles ist allzu deutlich auf die Pointe hin konstruiert“. Der ungehaltene Ton mochte damit zu tun haben, dass Wallmann sich ungern in Alternativen wie die zwischen dem engagierten und dem hermetischen Gedicht hineintreiben ließ. Er mochte weder dem einen seinen „Eskapismus“ vorwerfen noch dem anderen die Lizenz zur Formlosigkeit erteilen, wenn es nur um eine gute Sache ging. …
Hinzu kam das Interesse an den Autoren der DDR, zunächst Johannes Bobrowski und Peter Huchel, dann Wulf Kirsten und vor allem Reiner Kunze, für den Wallmann vehement eintrat. Seit 1973 lebte Wallmann in Münster, als Kritiker, Anthologist, Zeitschriftenbeiträger und nicht zuletzt Stimme im Rundfunk sowie Anwalt des nicht-provinziellen Westfälischen, etwa des in Hagen lebenden Lyrikers Ernst Meister. Einen Regionalbonus aber gab er nicht. In dem Band „Wein und Wasser. Literatur in Westfalen und westfälische Literatur“ (2000) wird neben Ulla Hahn auch der Ruhrgebietsschriftsteller Max von der Grün zur Zielscheibe eines Verrisses. Am Dienstag dieser Woche ist Jürgen P. Wallmann im Alter von siebzig Jahren in Münster gestorben. / lmue, SZ 16.1.
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Erich Fried, Ernst Meister, Jürgen P. Wallmann, Johannes Bobrowski, Max von der Grün, Peter Huchel, Reiner Kunze, Ulla Hahn, Wulf Kirsten
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