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Veröffentlicht am 4. Dezember 2009 von lyrikzeitung
Südliches Sonett
An weiße Mauern scheint die Sonne streng und friedlich,
ein schwerer Hauch von Nichts und Allem rührt die Pinien,
und Bänke schmücken leer den Dorfplatz. Unermüdlich
trennt Schatten Staub von Staub mit immer neuen Linien.
Die Welt ist fern und nah, so nah wie Abessinien,
wo Hunde ruhn. Der Wind weht abends unterschiedlich,
doch jetzt nicht, jetzt ruht hier die Welt. Die Welt ist südlich.
Der Eukalyptus wacht, hier walteten Erinnyen.
Aber das Meer. Reineres Sein. War vorher schon, war schon, bevor es war, schuf sich,
ein Rauschen, das sich lauscht, ein Schrei’n, das Möwen ist, ein Schwellendes, ein Rausch, ein Schaum,
schöpft draus das Sich, ein Salz, ein Tausch: ein Ich,
ein Grün-wie-Weiß, das brandend bricht, das stürzt, das spuckt: Fisch, Schiff. Dort steigt kein Baum.
Raunender Raum, schieres Gemisch, ein Grau-aus-Blau, spritzt, spricht, zischt
außer Traum und Saum, der selber sich verwischt. Ein Nichts, das nie erlischt, ein dicht’rer Schein, wie Gischt.
(Axel Sanjosé, aus: Gelegentlich Krähen)
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Àxel Sanjosé, L&Poe-Anthologie, Mea: Sinnfest
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