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Veröffentlicht am 30. November 2009 von lyrikzeitung
Garten Buhlschafft / oder Kraut Lieb.
Ich war in einem schönen Garten /
Da der Braunellen ich must warten;
Alßbald sie kam vnd sah mich an /
Empfanden wir das Hertzgespan.
Ach! was empfind ich in dem hertzen /
Sprach sie / ich antwort / laß vns schertzen:
Je läng’r je lieber bist du mir /
Ja Tag vnd Nacht lieb bin ich dir /
Laß vns mit maß vnd ohn Maßlieben /
Laß vns das Nabelkraut verschieben /
Das so süß / vnder deinen Schurtz.
Ja Knabenwurtz vnd Ständelwurtz /
Sprach sie / mir allzeit wol zu schlagen:
Liebstöckel mögen wir auch wagen /
Dieweil sie gut für die / die blaich /
So stöck es tief in das Glidweich.
Glidkraut mein glid mit lust durchdringet /
Wan es kein Muterkraut mit bringet:
Auch lieb vnd süß ist die Mannstrew /
Mit Zapfen-kraut die frewd wirt new:
Dan seine Tugent stehts passieret /
So bald es kützlend tief berühret
Die zarte Nackent Hurenhaut
So wirt es gleichsam Seiffenkraut.
Es ist gnug laß nun ab zu schertzen /
Biß wir einander wider hertzen /
Vergiß mein nicht / vnd bleib doch weiß /
Mein Augentrost. Mein Ehrenpreiß.
Aus: Georg Rodolf Weckherlin: Gedichte. Stuttgart: Reclam, 1972, S. 230 f.
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Georg Rodolf Weckherlin, Mea: Dingfest
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