84. Hilde Domin – „verblüffend modern“

Ihre ersten Gedichte schreibt sie in die Briefe an ihren treulosen Mann. Am Anfang noch lobt er sie dafür aufs schönste: „Von jetzt an, Sternlein, die eigne Bahn.“ Aber als später ihre Gedichte auch noch gedruckt werden und sie all den Ruhm bekommt, den er zeitlebens für sich erträumte, wird seine Bewunderung dünn und grämlich. Über eines seiner Dramen hatte er einmal zu ihr gesagt, es sei „mehr wert als Dein Leben“. Dieser grandiose Selbstüberschätzer wird nun übel bestraft. Es ist ein Wunder, dass die beiden zusammenbleiben, später gemeinsam nach Heidelberg zurückkehren und dort zusammen alt werden. In einem der letzten Briefe des Bandes schreibt Hilde Domin an ihren Mann: „Im übrigen finde ich mich, nach der Selbstanalyse, doch verblüffend modern. Als sei ich eigentlich die Quadratur des Zirkels.“

Wenn Palm es nach all den Jahren nicht sieht, muss sie eben auch das ihm selber sagen. / Volker Weidermann, FAS 26.7.

Hilde Domin: „Eine Liebe im Exil. Briefe an Erwin Walter Palm aus den Jahren 1931-1959“. Hrsg. von Jan Bürger und Frank Druffner. Fischer 2009, 380 Seiten, 19,90 Euro

Mehr zum 100. Geburtstag der Dichterin:

FR (Interview 2006) / Neue Osnabrücker Zeitung /Tagesspiegel (Michael Braun) / DLR / Mannheimer Morgen / Neues Deutschland / taz („Hilde Domin wollte Dichter, keine jüdische Dichterin sein!“„) /

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