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Veröffentlicht am 16. Juli 2009 von lyrikzeitung
Denn Kirsch, der am 17. Juli seinen 75. Geburtstag feiert, blieb in «seinem» Land, obwohl ihn die parteiliche Obrigkeit ihr andauerndes Misstrauen in gnadenloser Konsequenz spüren ließ: 1957 von der Universität Jena verwiesen, 1965 das Abschlussdiplom am Leipziger Literatur-Institut Johannes R. Becher verweigert, 1973 nach harscher Kritik an seiner Komödie «Heinrich Schlaghands Höllenfahrt» aus der Partei ausgeschlossen. Hätte Kirsch den Weg Wolf Biermanns genommen, wäre es nachvollziehbar gewesen.
Doch Kirsch blieb – und schrieb. Seine Kritik an den Zuständen in der DDR war immer Hinweis darauf, dass daraus Besseres erwachsen solle. Besonders der Philosoph Ernst Bloch war mit seinem Eintreten für einen humanen Marxismus für den jungen Dichter ein entscheidender Impulsgeber. 1957 wurde für beide zum Schicksalsjahr: Kirsch flog von der Uni, Bloch verlor seinen Lehrstuhl als Ordinarius für Philosophie in Leipzig. Was für den Hochschullehrer dem Ende einer Auseinandersetzung mit Staat und Partei gleichkam – vier Jahre später ging er in den Westen -, war für den im sächsischen Döbeln geborenen Kirsch deren Beginn. / m&c
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Ernst Bloch, Rainer Kirsch
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