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Veröffentlicht am 4. Juli 2009 von lyrikzeitung
Krank und pflegebedürftig verbrachte Blass die letzten Lebensmonate und starb am 23. Januar 1939 im Jüdischen Krankenhaus. Das bewahrte ihn vor dem Schicksal seiner jüngeren Schwester, die ins KZ deportiert wurde. Keine deutsche Zeitung durfte seinen Tod melden. Sein Grabstein auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee ist nicht mehr aufzufinden.
Lange verschollen blieb auch das Werk von Ernst Blass. Zwar hielten sich einige seiner Gedichte in den Anthologien, aber erst 1980 erschien eine Gesamtausgabe seiner Lyrik. Ihre Resonanz blieb bescheiden. Doch ihr Herausgeber Thomas B. Schumann gab nicht auf. In seiner Edition Memoria legt er jetzt in drei Bänden das gesamte Œuvre des Autors vor. Zu den sämtlichen Gedichten treten die Erzählungen und Feuilletons sowie die literarischen Aufsätze; darunter viel Verschollenes oder Nachgelassenes. Vielleicht kann diese Gesamtausgabe die fast vergessene Figur des Dichters in unserem Bewusstsein befestigen.
Ohne Zweifel ist es die frühe Lyrik, deren Charme noch immer zu bezaubern vermag. In ihr hat Blass den Lynkeusblick auf die große Stadt: „Da unten rollen meine Autobusse!“ Auch in den 1915 erschienenen „Gedichten von Trennung und Licht“ finden sich schöne, stimmungsvolle Verse, so die wunderbare „Süddeutsche Nacht“: „Vorgärtennacht! Mit Sträuchern an den Straßen, / Wo Bäume neben Gaslaternen stehn.“ / Harald Hartung, FAZ 4.7.
Ernst Blass: „Werkausgabe in drei Bänden“. Hrsg. von Thomas B. Schumann. Edition Memoria, Köln 2009. Zus. 654 S., geb., 68,- €.
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Berlin, Ernst Blass, Harald Hartung
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