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Veröffentlicht am 7. Mai 2005 von lyrikzeitung
Zwischen 1913 und 1923 war Elsa von Freytag–Loringhoven die Galionsfigur des weiblichen Dada. In New Yorker Kreisen nur als «Baroness» bekannt, figurierte die exzentrische Diva als Performance-Künstlerin, Erfinderin von Readymades und nicht zuletzt als Dichterin. Zum ersten Mal wurde jetzt eine Auswahl ihrer Lyrik publiziert. Übersetzt und kommentiert von Irene Gammel, die vor drei Jahren mit ihrer Monographie die Dadaistin überhaupt erst wieder entdeckt hat. Die Baroness dichtete auf Englisch, auf Deutsch, oft mehrsprachig. Dabei ist die auch heute noch ungemein modern wirkende Sprachkünstlerin mit allen Wassern gewaschen: mal knapp und kryptisch, mal schnörkellos auf eine Pointe abzielend, dann wieder monumental oder ausufernd reimend à la Wilhelm Busch. … Mit schnippischen Wortkreationen wie «Jungfernlolly» oder «Unterleibstiegel» bläst sie die Romantik von der Liebe, bedichtet den Koitus radikaler als ihre männlichen Kollegen. An denen lässt sie auch sonst kein gutes Haar: Marcel Duchamp findet sich in ihrer Lyrik als M’ars (mein Arsch) wieder, William Carlos Williams als W. C. (Water Closet). / NZZ 7.5.
Elsa von Freytag–Loringhoven: Mein Mund ist lüstern. I got lusting palate. Dada-Verse. Hg. v. Irene Gammel. Edition Ebersbach, 2005. 144 S., EUR 18.-.
Kategorie: Deutsch, Deutschland, Englisch, USASchlagworte: Dada, Elsa von Freytag-Loringhoven, Marcel Duchamp, New York, Wilhelm Busch, William Carlos Williams
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