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Veröffentlicht am 4. Juli 2003 von rekalisch
Zum dritten Mal bringen die Literaturhäuser von sechs deutschen Großstädten und des österreichischen Salzburg auf originelle Weise Poesie unters Volk.
Poetischer Wetterbericht gefällig? Bitte schön: „und was für eine sonne diesen morgen“. Das Gedicht, das so beginnt, klebt an Plakatwänden und Litfaßsäulen in Köln, Berlin, Hamburg, München, Frankfurt am Main, Stuttgart und Salzburg. Auf demselben Plakat scheint ein Schlager anzuheben: „Mensch Lili dieser Tag / ist schön die Häuser stehen in / der Sonne und knöpfen sich die Hemden / auf…“
Die Sonne am Morgen wird besungen von der Rumänin Nora Iuga, die Sonne auf den Häusern von Herta Müller. Zwei Frauen beschwören fantasievoll den Tag. Sie verharren nicht beim Schön-Wetter-Vergnügen. Nora Iuga denkt schon an die Nacht, „wenn das finale des sterns sich / auf die himmelsleinwand schreibt“, so dass der Himmel plötzlich zum Bild verblasst, als säßen wir im Kino. Und Herta Müller mahnt mit einem tollkühnen Vergleich sogar an den Tod: „…die Treppen ziehen / sich wie beim Begräbnis unsrer / Stenografin das Akkordeon…“. / Rainer Hartmann, Kölner Stadtanzeiger 4.7.03
Kategorie: Österreich, Deutsch, Deutschland, RumänienSchlagworte: Herta Müller, Nora Iuga, Rainer Hartmann
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