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Am 7. Juni vor 160 Jahren starb in Tübingen der Dichter Friedrich Hölderlin . Hier 1. ein hübscher Greifswald-Fund der Lyrikerin Silke Peters (mitgeteilt am 11.11.2001):
gerade lese ich einen meiner Lieblingsweisen, Karl Kerènyi, und habe einen Greifswaldfund. Er hat in den zwanziger Jahren in Greifswald studiert und verbindet den Hyperion mit der Stadt: „Die erste wahre Lust an einer fremden Sprache entsprang aus dem Italienischen, aus Leopardi-Gedichten, so intensiv, wie erst viel später, in der Greifswalder Zeit, aus dem lauten Lesen von Hölderlins Hyperion oder der Elegie Stutgard .“
2. zwei der Tübinger „Turm“-Gedichte – Werke eines anerkannt Geisteskranken:
Auf den Tod eines Kindes
Die Schönheit ist den Kindern eigen,
Ist Gottes Ebenbild vieleicht, –
Ihr Eigentum ist Ruh und Schweigen,
Das Engeln auch zum Lob gereicht.
StA, Band 2, Seite 264.
Der Spaziergang
Ihr Wälder schön an der Seite,
Am grünen Abhang gemahlt,
Wo ich umher mich leite,
Durch süße Ruhe bezahlt
Für jeden Stachel im Herzen,
Wenn dunkel mir ist der Sinn,
Den Kunst und Sinnen hat Schmerzen
Gekostet von Anbeginn.
Ihr lieblichen Bilder im Thale,
Zum Beispiel Gärten und Raum,
Und dann der Steg der schmale,
Der Bach zu sehen kaum,
Wie schön aus heiterer Ferne
Glänzt Einem das herrliche Bild
Der Landschaft, die ich gerne
Besuch‘ in Witterung mild.
Die Gottheit freundlich geleitet
Uns erstlich mit Blau,
Hernach mit Wolken bereitet,
Gebildet wölbig und grau,
Mit sengenden Blizen und Rollen
Des Donners, mit Reiz des Gefilds,
Mit Schönheit, die gequollen
Vom Quell ursprünglichen Bilds.
StA, Band 2, Seite 276.
/ 7.6.03
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