Wort-Börse

Wo der nördlichste Markierungspunkt auf Karin Sanders Stadtplan von New York platziert ist, in der 116. Straße in der Gegend des St. Harlem Marktes, hat Chaibou Harouna einen Laden für Handschuhe und Schals. Er spricht Hausa, die offizielle Sprache in Nord-Nigeria, und weil er sie nicht schreiben kann, hilft ihm seine Kollegin Linda. „Guten Morgen“ schreiben sie auf einen Zettel, aber das eigentliche Wort, das Karin Sander für ihr Projekt bei ihm einsammeln ließ, wird noch nicht verraten. Endgültige Gewissheit gibt erst die Ausgabe der New York Times am kommenden Freitag, die an diesem Tag auch einer bestimmten Anzahl der Mittagsausgabe der Frankfurter Rundschau (nur im Straßenverkauf an den großen Frankfurter Ausfallstraßen) beiliegen wird. …
Karin Sander, Jahrgang 1957, bat für ihr Projekt Word Search 250 eingewanderte Bürger der Stadt, ein für sie besonders typisches Wort in ihrer Muttersprache zu notieren. Die Vokabel-Ausbeute von Afrikaans bis Zulu lässt Sander auf einer Seite im Börsenteil der New York Times abdrucken. „Kunst statt Konjunktur“ formuliert Sander, die das vergängliche Medium für einen Tag zur linguistischen Sprachskulptur werden lässt und dabei Denkanstöße über Begriffe wie Kapital und urbanes soziales Gefüge geben will./ FR 2.10.02

Vgl. auch Lyrikzeitung & Poetry News 09/2002. Mehr über das Projekt bei Deutsche Bank – art.info .

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