Poesie des Korans

In der 112. Sure, «al-Ichlâs», ist das Einheitsbekenntnis zu einer Formel von grosser sprachlicher Eleganz verdichtet: Qul huwa allâhu ahad / Allâhu samad / lam yalid wa-lam yûlad / wa-lam yakun lahû kufûwan ahad. «Sprich: Gott ist Einer, / Ein ewig reiner, / Hat nicht gezeugt / und ihn gezeugt hat keiner», hat der Dichter Friedrich Rückert den Vers im 19. Jahrhundert übersetzt. In der Übertragung des (in seiner Bedeutung schwierig zu bestimmenden) Begriffes samad gibt Rückert zu erkennen, dass er im Zweifel vom Wortsinn abweicht, um den literarischen Charakter des Originals nicht zu verfehlen. Mag das aus theologischer oder wissenschaftlicher Sicht zu missbilligen sein, lässt sich aber auch nicht übersehen, dass es ihm und nur ihm unter den deutschen Übersetzern gelingt, die Poesie des Korans zu bewahren. /Navid Kermani, NZZ 10.8.02

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