Hikmet fesselnd

Wie frappant dieser Duktus ist, bezeugt der deutsch- türkische Schriftsteller Zafer Senoçak in seinem Beitrag für den von Monika Carbe und Wolfgang Riemann herausgegebenen Hikmet-Jubiläumsband:
Ich lese mir die Gedichte laut vor, vor allem die aus den zwanziger Jahren, die klingen, als kämen ihre Laute aus einer Maschine. Manchmal lesen mein Cousin und ich gemeinsam vor, unsere Stimmen verfallen dem Rhythmus. Muss man begeistert sein, um einen Dichter zu verstehen? Hikmet begeistert nicht, er fesselt. Wenn man einmal zu lesen begonnen hat, kann man nicht mehr aufhören. Anders als in der Lyrik, die mir bis dahin vertraut ist, die Poesie von Eich, Celan, Bachmann, scheint Hikmets Poesie aus einem atmenden Körper heraus geschrieben, man spürt den Leib aus den Versen, seine Trauer, seine Hoffnung, sein Entsetzen, seinen Zorn, jawohl, Gedichte haben mit Emotionen, mit Leidenschaften, mit Fleisch und Blut zu tun. / Stefan Weidner, NZZ 19.1.02

Nâzm Hikmet: Gedichte. Aus dem Türkischen von Monika Carbe und Wolfgang Riemann. Ammann-Verlag, Zürich 2002. 200 S., Fr. 39.90 (erscheint Ende Februar).
Nâzm Hikmet: Das schönste Meer ist das noch nicht befahrene. Türkisch und deutsch. Aus dem Türkischen von Helga Dayeli-Bohne und Yildirim Dayeli. Dayeli-Verlag, Berlin 2001. 300 S., Fr. 36.80.
Nâzm Hikmet (Text), Nuri Kurtcebe (Zeichnung): Kuvayi milliye: Kurtulus savasi destani. LeMan, Istanbul 2001. 360 S., 17 500 000 TL.
Demir Gökgöl, Fuat Saka: Nâzm Hikmet – Arhaveli Ismail. CD. Dayeli-Verlag, Berlin 2002. Fr. 29.80.
Monika Carbe, Wolfgang Riemann (Hg.): Hundert Jahre Nâzm Hikmet (1902-1963). Olms-Verlag, Hildesheim 2002. 229 S., Fr. 54.-.

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