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Veröffentlicht am 16. Februar 2001 von lyrikzeitung
Slowakische Lyrik von Ján Ondruš und Peter Repka in der Edition Thanhäuser
J. Ondrus (geb. 1932) erfuhr schon früh die Fragilität des Daseins am eigenen Leib: Mit 29 Jahren erlitt er einen Nervenzusammenbruch, der sein ganzes weiteres Leben bestimmte. Ondrus erhielt eine Invalidenrente zugesprochen, wohnte lange Zeit in Privatzimmern oder Heimen und wurde 1976 unter Vormundschaft gestellt. Gerade die gesellschaftliche Aussenseiterposition verleiht aber Ondrus die Fähigkeit zur genauen Diagnose. Immer wieder sind es Verlusterfahrungen, die in seinen Gedichten zur Sprache drängen: „Glaubt mir, ich habe das Wort verloren, auf das hin sie mich mochten.“ — Peter Repka (geb. 1944) debütierte 1969 mit dem Gedichtband „Das Huhn in der Kathedrale“. Repkas Lyrik scheint dem musikalischen Kompositionsprinzip der Fuge zu folgen. In seinem ausgedehnten Projekt „Ei-sen-bah-nen“ (1992-1996) taucht der Motivkomplex des Titels in immer neuen, überraschenden Zusammenhängen auf. Wie ein Schienennetz verzweigen sich die Texte, auf denen der Dichter seine poetische Reise angetreten hat. Letztlich wird die Eisenbahn zur Chiffre des Lebens selbst, in dem man sich von Station zu Station fortbewegt. Peter Repka gelingt mit „Ei-sen-bah-nen“ ein Gesamtkunstwerk, in dem sich Inhalt, Metaphorik und Rhythmus zu einem expressiven Ganzen verbinden. / NZZ 16.2.0
Kategorie: Slowakei, SlowakischSchlagworte: Ján Ondruš, Peter Repka
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