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Veröffentlicht am 9. Februar 2001 von lyrikzeitung
Perl, C+ oder PASCAL als Text: Statt von Internet-Literatur zu schwafeln, sollte man regelästhetische Kriterien für eine literarische Qualität des Computercodes definieren. Überhaupt scheint die Programmiersprache PERL die größten literarischen Eigenschaften aufzuweisen: Als eine der flexibelsten Computersprachen verzeiht sie ihren produktiven Missbrauch in hohem Maß. Immer beliebter wird daher das Schreiben so genannter Perl Poetry. Als Pionierin dieser Kunst gilt die Amerikanerin Sharon Hopkins, die seit 1992 Perl-Gedichte verfasst: Inzwischen veranstaltet das „Perl Journal“ regelmäßige Poesie-Wettbewerbe. Die Teilnehmer können dabei sowohl traditionelle Gedichte in die Computersprache „übersetzen“ als auch Programme schreiben, die Gedichte erzeugen, sowie Haikus oder Limericks über PERL schreiben. Die interessanteste, weil gewissermaßen autonomste Variante dieser Computer-Poesie ist allerdings das Erstellen von Perl-Gedichten, die sowohl textlich poetische Qualitäten aufweisen wie auch als Programme funktionieren. Texte dieser Art könnte man nach der formalistischen Definition von Roman Jakobson ohne weiteres eine poetische Funktion zusprechen: Der Code selbst wird zum Thema des Textes, dessen Bestandteile nach ästhetischen Gesichtspunkten kombiniert werden. / Süddeutsche Zeitung 9.2. 01
Kategorie: Englisch, USASchlagworte: Computer, Perl Poetry, Roman Jakobson, Sharon Hopkins
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