Schlagwort: Expressionismus

Nutzlos hast du unser rotes Blut vergossen… General!

General!
Wir sind des Kaisers Leiter und Sprossen!
Wir sind wie Wasser im Fluß verflossen …
Nutzlos hast du unser rotes Blut vergossen…
General!

Moos und Kristall

So Klares mag der Mensch nicht seh’n,
will es vernebeln, es verdreh’n,
und dünkt sich sehr gescheit.

An die Einwohnerschaft Berlins

Ihr lieben Leute lasst Euch sagen
Dass ich seit Jahren keine Wohnung hab.
Und die es lesen will ich fragen,
»Wer lässt mir einige Zimmer ab?«

Warum

Wenn alle Menschen goldne Nägel hätten
Dann würden Präsidenten niemals Hemden tragen
Und ließen Leute friedlich ihre Suppe löffeln.

weniger schrift

weniger hintern, auge, hirn,
das wär schon alles. weniger hand,
gut. weniger schrift. das bild weg;
weniger worte. keine schaltungen,
ausflüsse, kein dampf!

Magie in Knittelversen

Mög‘ es fröhlichen Knittelversen gelingen,
Alle Menschenherzen damit zu durchdringen,
Um die allgemeine Wohlfahrt heiter herbeizuzwingen!

Musik der Frühe

Bin wieder im Geruche deines Körpers eingesperrt, der aus den Kissen
strömend warm in meine Sinne dringt.
Morgen wird heller. Vorhang bläht sich. Junger Wind und erste Sonne will herein.

Verlorene Generation

Und während wir mit kranken Sinnen
schmerzlich zurück ins Innre fliehn,
erheben sich rundum erstarrte Mienen,
die geisterhaft vorüberziehn.

Menschheit vor Feuerschlünden

Menschheit vor Feuerschlünden aufgestellt,
Ein Trommelwirbel, dunkler Krieger Stirnen,
Schritte durch Blutnebel; schwarzes Eisen schellt,
Verzweiflung, Nacht in traurigen Gehirnen

Und der Mond ist eingeschlafen

Und der Mond ist eingeschlafen
Mit dem großen weißen Kopfe
Hinter einer großen Wolke.
Und die Straßen gehen bleicher
Durch die Häuser und die Gärten.

100 Jahre Menschheitsdämmerung

Am 2. Januar 2018 beschloss ich, in der hauptsächlich dem Kalender verpflichteten L&Poe-Anthologie im ganzen Jahr vorwiegend Gedichte von Frauen zu veröffentlichen. Das ist nicht leicht, wenn man den Lyrikkalender (s. hier und hier) verfolgt, der fast jeden Tag bedeutende Männer verzeichnet, aber meist… Continue Reading „100 Jahre Menschheitsdämmerung“

94. Wirre, wunderliche Worte

Er ist einer der beliebtesten deutschen Schauspieler und von ganzem Herzen Romantiker: „Ein Leben ohne Gedichte, diese kleinen Leuchtfeuer in der Dunkelheit, ist mir heute nicht mehr vorstellbar.“ Ulrich Tukur hat seine Sammlung der deutschen Liebesgedichte „Wehe, wirre, wunderliche Worte“ herausgegeben. Katharina John hat dafür in… Continue Reading „94. Wirre, wunderliche Worte“

69. Porzellan-Engel

Die vielleicht schönste Definition dafür, was konkrete Kunst kann und will, hat der Begründer der konkreten Poesie einst selbst geliefert: „Es ist kein Abbilden mehr, sondern ein Umdenken der Welt in Kunst.“ Die Rede ist von Eugen Gomringer (85), der in den frühen 50er-Jahren, von… Continue Reading „69. Porzellan-Engel“