Kirkeeffekt

222 Wörter, 1 Minute Lesezeit.

Silke Peters

Aus: Kirkeeffekt

Den Vorschuss auf mein Leben halte ich dir entgegen, vorher habe ich den gleißenden Abfall sortiert.

Wenn wir jetzt auch dieses voneinander wissen, bohrt sich der Kopf und der Nacken in eine Wolke.

Da war ein wattierter Anker in der Luft. Vor mir schwebte eine Nebelbank. Ich ruhte mich aus, bin orientierungslos.

Ausgesetzte Kinder schrien im Traum, letzte, die niemand mehr will = einen Wald.

Ich bewerbe mich. Du wartest ab, bis es mir besser geht. Ich mache einen lichtscheuen Gebrauch von dir, mit letzter und bescheinigter Armut im Zugangszeugnis.

Ich werde eine Metropolis, eine Wortmutterstadt mit ihren Filiationen für dich finden.

In den Anträgen, die ich dafür in den Wind schrieb = Schweigen.

Da waren vierhundert Kilometer Anlauffläche für den Wind und Strände für das Unglück = einen vorzeitigen
Versabbruch.

Und ich wandere jetzt aus nach Ribnitz.

Weil es sich keiner mehr leisten konnte, ein Gedicht zu schreiben, versagte die Bilanzrechnung, und die Spesenzufuhr versagte auch.

Nur der Tisch und die Tastaturen waren frei.

Wenn Sie eine Stunde Zeit haben, schreiben Sie ein Gedicht auf das rote Innenfutter ihres Mantels auswendig hin.

Die freigelegte Ritzzeichnung = ein Hier-war-ich-eingesperrt und ein Hier-lag-ich-lange-wach.

Du sahst dir die Zeichnung heute an, deine Hand lag auf meiner Stirn

Aus: Silke Peters, Kirkeeffekt. Luftiges Lehrgedicht. Greifswald: freiraum, 2016, S. 69f

Silke Peters (* 1967 in Rostock), Autorin, Künstlerin und Herausgeberin, lebt in Stralsund.

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