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Veröffentlicht am 4. Juli 2025 von lyrikzeitung
Zum 125. Geburtstag von Robert Desnos (4. Juli 1900 – 8. Juni 1945)
Robert Desnos war Träumer, Radiomoderator, Poet und Résistance-Kämpfer. Sein dichterisches Werk oszilliert zwischen spielerischer Fantasie und existenzieller Tiefe. Das Gedicht Pas vu ça verdichtet in wenigen Zeilen Desnos’ Poetik: das Staunen über das Unsichtbare, die Kraft der Imagination – und zuletzt die Überlegenheit des gelebten Augenblicks über das Spektakel. Es wurde, wie viele seiner Werke, erst postum wiederentdeckt: Desnos starb wenige Wochen nach der Befreiung im Konzentrationslager Theresienstadt an den Folgen seiner Haft.
Robert Desnos
(* 4. Juli 1900, heute vor 125 Jahren, in Paris; † 8. Juni 1945 in Theresienstadt)
Das nicht gesehn
Nicht gesehn den Kometen
Nicht gesehn den schönen Stern
All das nicht gesehn
Nicht gesehn das Meer in der Flasche
Nicht gesehn das Gebirge verkehrt
Soviel nicht gesehn
Aber zwei schöne Augen gesehn
Gesehn einen Mund blendend schön
Und viel Besseres gesehn.
Aus dem Französischen von Klaus Möckel, aus: Robert Desnos: Die Quellen der Nacht. Gedichte. Berlin: Volk und Welt, 1985, S. 57
Pas vu ça
Pas vu la comète
Pas vu la belle étoile
Pas vu tout ça
Pas vu la mer en flacon
Pas vu la montagne à l'envers
Pas vu tant que ça
Mais vu deux beaux yeux
Vu une belle bouche éclatante
Vu bien mieux que ça
Kategorie: Frankreich, FranzösischSchlagworte: Übersetzte Lyrik, Dichtergeburtstag, französische Dichtung, französische Lyrik, Gedenktag, Klaus Möckel, Konzentrationslager Theresienstadt, Lyrik des 20. Jahrhunderts, Pas vu ça, Résistance, Robert Desnos, Surrealismus, surrealistische Poesie, Volk und Welt, Weiße Lyrikreihe
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