Der im Trennungslied weiterlebt

Der Dichter Klamer Eberhard Schmidt (1746-1824) ist längst vergessen, aber eins seiner Gedichte wird bis heute vielleicht nicht im Schulunterricht oder in Literatursalons, aber in Konzertsälen vorgetragen – in der Vertonung durch Mozart. Der Dichter über sein Gedicht.

Klamer Eberhard Karl Schmidt 

(Geboren am 29. Dezember 1746 in Halberstadt; gestorben laut Wikipedia am 8. Januar 1824, nach Meyers Konversationslexikon von 1909 aber am 12. November, heute vor 200 Jahren, ebenda)

„Das Lied von der Trennung hat bei seiner ersten Erscheinung mehr Leser gefunden, als es, incorrect, überladen mit Tändeleien der Liebe, wie’s damals war, wirklich verdiente. Herr Kosegarten sang ein schönes Gegenlied darauf… Mehrere Tonkünstler, Mozart darunter, würdigten, es in Musik zu setzen. Briefe voll unverdienten Beifalls empfing ich darüber; und, was ich zuerst hätte sagen sollen, es erwarb und bestätigte mir Elisas [Elisa von der Recke (1754-1833)] und Bodes [Johann Joachim Christoph Bode (1731-1793)] unvergessliche Freundschaft. Alles das zusammengenommen befeuerte mich für diese kleine Dichtung mit einer Art von Vorliebe. Ich legte noch einmal die Feile daran, und versuchte durch drei kleine Schlussstrophen dem Ganzen jenen Geist der Versöhnung und des Friedens mitzuteilen, der bei der ersten Bekanntwerdung von einigen Kennern vermisst wurde.“

Göttinger Musenalmanach 1798

Hier die ersten drei Strophen zum Mitlesen:


Trennungslied

Die Engel Gottes weinen,
wo Liebende sich trennen,
wie werd ich leben können,
o Mädchen, ohne dich?
Ein Fremdling allen Freuden,
leb ich fortan dem Leiden!
Und du? und du?
Vielleicht auf ewig vergißt Luisa mich!
Vielleicht auf ewig vergißt sie mich!

Im Wachen und im Traume,
werd ich Luisa nennen;
den Namen zu bekennen,
sei Gottesdienst für mich;
ihn nennen und ihn loben
werd ich vor Gott noch droben.
Und du? und du?
Vielleicht auf ewig vergißt Luisa mich!
Vielleicht auf ewig vergißt sie mich!

Ich kann sie nicht vergessen,
an allen, allen Enden
verfolgt von ihren Händen
ein Druck der Liebe mich.
Ich zittre, sie zu fassen,
und finde mich verlassen!
Und du? und du?
Vielleicht auf ewig vergißt Luisa mich!
Vielleicht auf ewig vergißt sie mich!

Noch ein vielleicht aufschlussreiches Zitat aus der Allgemeinen Deutschen Biographie / Deutsche Biographie. Aufschlussreich in mehr als einer Beziehung: früher Ruhm bei den Zeitgenossen, anscheinend erfüllte er aber die hohen Erwartungen nicht, vielleicht auch nur, weil er in Halberstadt blieb? Dann kommen noch die Verwandten ins Spiel, die nach seinem Tod festschreiben, es habe ihm an „Willenskraft“ gefehlt – mit einer interessanten Begründung.

Man glaubte in S. bald nach einander einen Petrarka, einen Catull und zuletzt noch einen Horaz zu erhalten. Im ganzen aber entsprachen die späteren Leistungen nicht den anfänglich erregten Erwartungen. Sein Verbleiben in Halberstadt trug vielleicht dazu bei. Seine Verwandten sprechen ihm in der von ihnen seinen Werken beigegebenen Biographie eine bedeutende Willenskraft ab und geben als Grund hierfür seine poetischen Anlagen an.

https://www.deutsche-biographie.de/pnd10026705X.html#adbcontent

Übrigens auch Beethoven hat eins seiner Gedichte vertont. – Hier mehr über Gedicht und Lied: https://www.zhub.de/pdf/6503.pdf

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