Das Archiv der Lyriknachrichten | Seit 2001 | News that stays news
Heute vor 80 Jahren wurde die jüdische Widerstandskämpferin Hannah Senesch (חנה סנש) in Budapest hingerichtet. Sie wurde als Anikó Szenes am 17. Juli 1921 in Budapest geboren. Nach dem Schulabschluss wanderte sie nach dem britischen Mandatsgebiet Palästina aus. Sie ließ sich von den Briten zu einer Fallschirmmission in ihre Heimat schicken, um britische Gefangene zu befreien und Juden zur Flucht zu verhelfen. Sie wurde gefangen, gefoltert und hingerichtet. In ihrem Nachlass fand man hebräische und ungarische Gedichte. Der Nachlass liegt heute in der israelischen Nationalbibliothek. Sie gilt als Nationalheldin, ihre sterblichen Überreste wurden nach Israel gebracht und in Jerusalem bestattet. In dem Kibbuz, in dem sie eine Zeit lebte, gibt es eine Gedenkstätte. Ihr Lied „Zu Fuß nach Cäsarea“, bekannt nach den Anfangsworten „Eli, eli“ (Mein Gott, mein Gott) ist sehr populär. Hier der Originaltext und verschiedene Versionen.
Hannah Senesch (Senesh, Szenes)
eli, schelo jigamer leolam
hachol vehajam
rischrusch schel hamajim
berak haschamajim
tefilat ha-adam.
אלי, שלא יגמר לעולם
החול והים
רשרוש של המים
ברק השמים
תפילת האדם
Quelle siehe erstes Bild. Die Auswahl von Gedichten und Tagebuchnotizen hat den Anfang des Gedichts als Titel.
Meine Übersetzung (ohne den Reim des Originals: aabba):
Ich gehe nach Cäsarea
Mein Gott, dass niemals ende
der Sand und das Meer
das Rauschen des Wassers,
das Licht des Himmels,
das Gebet des Menschen.
24.11.1942, Cäsarea
Google-Übersetzung:
Eli*,
das wird niemals enden
Der Sand und das Meer
Rauschen des Wassers
das Licht des Himmels
Das Gebet des Menschen
*) In der postumen Vertonung wird der Anruf Eli (mein Gott) wiederholt. – Andere Googleübersetzung:
Für mich wird die Welt
des Sandes und des Meeres,
das Rauschen des Wassers,
die Blitze des Himmels,
das Gebet der Menschen
niemals enden.

Englische Version von der Seite der Hannah-Senesh-Stiftung:
Walk to Caesarea
(Caesarea 1942)
God – may there be no end
To sea, to sand,
Water's splash,
Lightning's flash,
The prayer of man


Was für eine Überraschung! Ein Gedicht von Hannah Senesch. Ich lebte und arbeitete einige Zeit im Kibbuz „Yad Hannah“ („Die Hand von Hannah“), kannte natürlich ihre damalige Geschichte, aber nicht, dass sie Gedichte schrieb.
Es wäre wunderbar gewesen, von den Kibbutzim vorgetragenen Gedichte zu hören, da sie alle aus dem alten Ungarn kamen!
LikeLike
Besten Dank für diesen interessanten Beitrag.
Eine kleine Anmerkung: Google kann eigentlich keine Gedichte übersetzen, wenn es hier nicht allzu schlimm kommt, dann weil das Gedicht sprachlich sehr einfach ist. Ich halte es für besser, sich auf andere Übersetzungen zu stützen als auf Google.
LG, Karin
LikeLike
Da haben Sie recht, Google kann keine Lyrik. Ich habe mich auf das Original gestützt, weil ich Hebräisch gelernt habe. Die beiden Google-Versionen sind ja nur zusätzliches Material zum Vergleich. Durch KI sind die Ergebnisse trotz oft grotesker Missverständnisse brauchbarer geworden, auch weil bei jeder Übersetzung ein anderes Ergebnis kommt.
LikeGefällt 1 Person