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Veröffentlicht am 29. Dezember 2022 von lyrikzeitung
Noch einmal Rilke, zum heutigen 96. Todestag.
Rainer Maria Rilke
(* 4. Dezember 1875 in Prag; † 29. Dezember 1926 im Sanatorium Valmont bei Montreux, Schweiz)
An der sonngewohnten Straße, in dem hohlen halben Baumstamm, der seit lange Trog ward, eine Oberfläche Wasser in sich leis erneuernd, still' ich meinen Durst: des Wassers Heiterkeit und Herkunft in mich nehmend durch die Handgelenke. Trinken schiene mir zu viel, zu deutlich; aber diese wartende Gebärde holt mir helles Wasser ins Bewußtsein. Also, kämst du, braucht ich, mich zu stillen, nur ein leichtes Anruhn meiner Hände, sei's an deiner Schulter junge Rundung, sei es an den Andrang deiner Brüste.
Muzot, Anfang Juni 1924
Aus: Rainer Maria Rilke, Werke in drei Bänden. Hrsg. Horst Nalewski. Erster Band: Gedichte. Leipzig: Insel, 1978, S. 797
Kategorie: Österreich, Deutsch, TschechienSchlagworte: Rainer Maria Rilke
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