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Veröffentlicht am 22. November 2017 von lyrikzeitung
Wer das Wesen einer Sache verstehen will, möge die ältesten Exemplare aufsuchen, die er finden kann, meint Ezra Pound. Sappho ist eine gute Adresse, nahe an der Erfindung der Poesie. Sappho ist eine Macherin, oft eine Erstmalsmacherin.
Sie liebt Windmetaphern oder -gleichnisse. Das Bild von den hin und her tragenden Winden kommt schon in der Odyssee vor. Sappho verfährt lyrisch. In Fr. 37 ist es die neuartige, kühne Verknüpfung von Konkretem und Abstrakten:
für mein Jammern *** Wer aber mich rüffelt, mögen ihn die Winde forttragen und die Kümmernisse
In Fr. 47 ist es der Eros. Die Wirkung auf den liebenden Menschen (vgl. das „Liebessymptomgedicht“ hierunter) wird hier mit dem Wind verglichen, der Wind mit der Erschütterung durch den Eros verbunden:
...und Eros erschütterte mir das Herz, wie Wind, der auf dem Berg gegen die Eichen stößt
In weiteren Fragmenten kommt der Sturm und der „von oben wehende Wind“ vor.
(Zitiert in der Übersetzung von Andreas Bagordo)
Anne Carson übersetzt:
37
in my dripping (pain) the blamer may winds and terrors carry him off
47
Eros shook my mind like a mountain wind falling on oak trees
Kategorie: Altgriechisch, Antike, GriechenlandSchlagworte: Andreas Bagordo, Anne Carson, Ezra Pound, L&Poe-Anthologie, Sappho
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