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Hier, im «wolhynischen Jerusalem», beschloss der junge Aufklärer Scholem Yankev Abramowitsch in den 1860er Jahren, Erzählungen und Romane gerade in der gescholtenen jiddischen Alltagssprache zu schreiben, und musste dafür das Jiddische als Literatursprache erst einmal entwickeln. Von Berditschew also führt eine leuchtende Spur zum ersten und wohl auch letzten Nobelpreis für einen jiddischen Autor, für Isaac Bashevis Singer im Jahr 1978. Abramowitsch selbst hatte sich mit einer Satire über die Korruption bei der Fleischsteuer unbeliebt gemacht und musste die Stadt 1869 verlassen. Dafür verewigte er Berditschew unter dem sprechenden Namen Glupsk, was so viel wie Dummstadt heisst. Martin Walser hat Abramowitsch, dem «Grossvater der jiddischen Literatur», 2014 in seinem Büchlein «Shmekendike Blumen» (Duftende Blumen) ein liebevolles Denkmal gesetzt.
(…)
Das wichtigste Werk des Autors [Wassili Grossman], sein Stalingrad-Epos «Leben und Schicksal», von der Stiftung Lesen zu den 100 grössten Romanen des 20. Jahrhunderts gezählt, wurde 1961 vom KGB beschlagnahmt und konnte in der Sowjetunion erst 1988 erscheinen. Grossman hat es seiner Mutter gewidmet, die im Herbst 1941 zusammen mit allen 20 000 Juden Berditschews von deutschen SS- und Einsatzgruppen ermordet wurde.
/ Brigitte van Kann, NZZ 12.4.
In Berditschiw geboren:
Andere berühmte Bewohner

![Oswald Muris / Otto Wand Hansa Weltatlas [1943]. 75 Haupt- und Nebenkarten, 88 Abbildungen, Textteil und alphabetisches Ortsregister. 4. neubearbeitete und erweiterte Auflage mit einer Großraumkarte des Mittelmeeres.](https://lyrikzeitung.com/wp-content/uploads/2016/04/fullsizerender-22.jpg?w=698&h=740)
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