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Veröffentlicht am 19. Januar 2016 von lyrikzeitung
Literarische Welt:
Sie sind in erster Linie Lyriker, Romancier erst seit Kurzem. Was ist die Rolle des Dichters in der heutigen Gesellschaft? Wer schreibt heute noch Sonette und wozu?
Ben Lerner:
Lyrik ist ein Kürzel, ein Ausdruck für das Unbehagen in der Literatur: Ist sie relevant, ist sie irrelevant? Kann sie etwas zur öffentlichen Debatte beitragen oder nicht? Und die Frage, ob es richtig ist, heute noch Lyrik zu schreiben, war von Anfang an Thema der Lyrik. Denn letztlich geht es ihr immer nur um ein Thema: Was ist Lyrik überhaupt? Lyrik ist immer selbstreferenziell. Es ist eine Form der Literatur, die nicht Marktgesetzen unterworfen ist, weil sie nicht erfolgreich sein muss. Eine Parallelgesellschaft, wenn Sie so wollen. Wenn ein Lyrikband sich ein paar Tausend Mal verkauft, ist das schon beinahe sensationell.
Kennen Sie die enzensbergersche Konstante? Sie wurde von Hans Magnus Enzensberger entdeckt, einem deutschen Lyriker, der die Mathematik liebt, und beträgt 1354. Das ist – laut Enzensberger – die Anzahl von Menschen in jeder Sprachgemeinschaft der Welt, die Gedichte liest.
Großartig! Natürlich kann niemand vom Gedichteschreiben leben, ich auch nicht. Mir macht es aber Spaß, mich in dieser Literaturgattung zu bewegen, die so unbestimmt und selbstreferenziell ist, die mit Ambivalenzen spielt, die ein Unbehagen ausdrückt.
/ Hannes Stein, Die Welt
Kategorie: Englisch, USASchlagworte: Ben Lerner, Hannes Stein, Hans Magnus Enzensberger, Steffen Popp
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„Lyrik ist immer selbstreferenziell.“ Wirklich?
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