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Veröffentlicht am 14. Januar 2016 von lyrikzeitung
«Ich werde nach einem angemessenen Trost für meine Lage suchen» – so heisst es in Ashraf Fayadhs Gedicht «Frida Kahlos Schnurrbart», das von einer gescheiterten Liebe erzählt. Die Zeile hat einen unheimlichen Nachhall angenommen, seit der junge palästinensische Lyriker vergangenes Jahr in Saudiarabien, wo seine Familie seit längerem lebt, zum Tode verurteilt wurde; auf Blasphemie und Abfall vom Glauben lautete die Anklage. Das ganze Gedicht mutet nun weniger wie ein letztes Wort an eine verlorene Geliebte an denn wie eine Elegie auf ein verlorenes Leben. (…)
Barmherzigkeit existiert nicht im Vokabular des saudischen Regimes. Wie Fundamentalisten jeglicher Couleur orientieren sich die Machthaber an einer simplen Prämisse, die das Blut gefrieren lässt und die der Literaturnobelpreisträger Wole Soyinka folgendermassen resümiert hat: «Ich bin im Recht – du bist tot.» Die Sprache der internationalen Realpolitik findet bei solcher Gelegenheit ebenfalls keine Worte. (…)
Heute, am 14. Januar, werden Texte des palästinensischen Dichters auf der ganzen Welt in dreiundvierzig Ländern und im Rahmen von hunderteinundzwanzig Veranstaltungen vorgetragen.
Auf Arabisch und Italienisch, Nepali, Griechisch, Kroatisch und in anderen Sprachen sollen Ashraf Fayadhs Worte erklingen und dem Versuch, ihn zum Schweigen zu bringen, trotzen. / Priya Basil, Neue Zürcher Zeitung
Kategorie: Arabisch, Saudi-ArabienSchlagworte: Ashraf Fayadh, Priya Basil
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