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Veröffentlicht am 18. Dezember 2015 von lyrikzeitung
Seine Karriere als Poet und Popstar begann für den indianischen Widerstandskämpfer 1979, dem Jahr, in dem er in Washington die US-Flagge verbrannte. Ein Jahrzehnt davor war John Trudell Wortführer der „Indians of all Tribes“ – Indianer aller Stämme – , die die ehemalige Gefängnisinsel Alcatraz besetzten, um in den ehemaligen Kerkern eine indianische Universität einzurichten. Er startete den Inselsender „Radio Free Alcatraz“, bis die Staatsgewalt nach 19 Monaten das alternative Projekt mit Gewalt beendete. Anschließend trat er dem American Indian Movement (AIM) bei, jener pan-indianischen Widerstandsbewegung, die quer durch Nordamerika die geschwächten Stämme vereinte und mit militanten Aktionen auf sich aufmerksam machte.
(…)
Trudell verbrannte aus Protest den Sternenbanner vor der Zentrale des FBI. In der folgenden Nacht fing sein Haus auf dem Shoshone-Reservat Duck Valley in Nevada Feuer; seine schwangere Frau Tina, seine drei Kinder und seine Schwiegermutter verbrannten. Der Brand wurde nie untersucht. In Trudells Augen war es ein Racheakt des FBI; Beweise dafür gab es keine.
Er war nah daran, sein Gleichgewicht für immer zu verlieren. Um sich zu retten, griff er zu Papier und Stift und heilte sich durch Poesie. Er schrieb und schrieb und produzierte „Lines“ – Zeilen –, wie er sich ausdrückte. Seine ersten Büchlein sind Kult.
(…) Am Dienstag starb Trudell 69-jährig an Krebs in seinem Haus in Nord-Kalifornien. / Claus Biegert, Süddeutsche Zeitung 10.12.
Kategorie: Englisch, USASchlagworte: Claus Biegert, John Trudell
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